Investmenthypothese Ethereum (Teil 2)

Wichtig: Alle Einschätzungen in diesem Artikel sind unsere subjektiven Perspektiven zum Zeitpunkt der Veröffentlichung im Dezember 2021. Es besteht immer das Risiko, dass unsere Einschätzungen nicht zutreffen oder die Faktenlage sich mit der Zeit ändert. Bitte behaltet das immer im Hinterkopf, berücksichtigt die Risiken einer Anlage in Kryptowährungen und beachtet vor Eurer Anlageentscheidung unsere Anlegerhinweise.

Dies ist Teil 2 unseres Artikels zu Ethereum, indem wir unsere Sicht auf die aktuellen technischen Limitierungen von Ethereum und die geplanten Lösungen sowie das ETH-Preispotential darlegen. Wir empfehlen zunächst Teil 1 des Artikels zu lesen, in dem wir die technischen Grundlagen und Anwendungsfelder von Ethereum beschreiben.

Aktuelle technische Limitierungen von Ethereum und geplante Lösungen

Trotz der Vielzahl an Anwendungen, die heute bereits auf Ethereum laufen, hat die Plattform aus unserer Sicht zwei entscheidende technologische Limitierungen:

  1. der niedrige Netzwerkdurchsatz und die hohen Gebühren
  2. der hohe Energieverbrauch

Diese Probleme könnten die weitere Entwicklung hemmen und müssen in den nächsten Jahren angegangen werden, damit Ethereum sein volles Potenzial entfalten kann.

Niedriger Netzwerkdurchsatz und hohe Gebühren

In seiner aktuellen Form kann das Ethereum-Netzwerk ca. 14 Transaktionen pro Sekunde (TPS) verarbeiten. Zum Vergleich: Der weltweit größte Kreditkartenanbieter VISA hat im Jahr 2020 durchschnittlich ca. 5.900 TPS verarbeitet. Um in der breiten Masse als Grundlage für die vielen dezentralen Anwendungen dienen zu können, muss Ethereum also zunächst einen deutlich höheren Netzwerkdurchsatz erreichen.

Die niedrige Anzahl von TPS führt aktuell zudem noch zu hohen Gebühren. Die sogenannten “Gas Fees”, richten sich großteils danach, wie hoch die momentane Auslastung des Netzwerks ist, sprich das Verhältnis von Gas pro Block zur maximal erlaubten Gasmenge. Je höher die Nachfrage, desto höher werden die Gebühren, um einen der begehrten Plätze im nächsten Block zu bekommen. Je höher die Gebühren, desto geringer wird die Anzahl an Anwendungen, die sich wirtschaftlich auf Ethereum betreiben lassen. Im Jahr 2021 lag die durchschnittliche Transaktionsgebühr meistens bei über 4 US-Dollar und teilweise sogar bei über 20 US-Dollar, was insbesondere die Transaktion kleinerer Beträge unwirtschaftlich macht.

Damit Ethereum die führende Smart-Contract Plattform bleiben kann, müssen die Gebühren für das Verschicken von Ether langfristig in den niedrigen Cent-Bereich fallen.

Hoher Energieverbrauch

Aufgrund des PoW-Konsensmechanismus verbraucht Ethereum aktuell über 80TWh jährlich an elektrischer Energie, was in etwa dem Verbrauch von ganz Finnland entspricht. Zum Vergleich: Eine Ethereum-Transaktion kostet mehr Energie als 100.000 VISA-Kreditkarten-Transaktionen. Dies stellt offensichtlich eine große Umweltbelastung dar, wenn der verbrauchte Strom nicht zu 100% aus erneuerbaren Quellen kommt, was heute noch nicht der Fall ist. Langfristig müssen daher Lösungen gefunden werden, um diese Ineffizienz zu beheben.

Lösungen in Ethereum 2.0

Der Übergang zu Ethereum 2.0 umfasst mehrere Updates für das Ethereum-Netzwerk, die die Lösung zu den aktuellen Problemen von Ethereum liefern sollen:

  • EIP-1559
    EIP-1559 wurde bereits im Juli 2021 eingeführt und hat die Gebührenstruktur von Ethereum verändert. Vor EIP-1559 wurde ein simpler Auktionsmechanismus genutzt, bei dem der Sender einer Transaktion eine Transaktionsgebühr (Gaspreis) angab und so auf einen Platz im nächsten Block bot. Miner durften, zusätzlich zum Block Reward, alle Gebühren einbehalten und waren so darauf incentiviert, immer die Transaktionen mit den höchsten gebotenen Gaspreisen zu priorisieren. In dieser Zeit näherte sich die Netzwerkauslastung (d.h. die Gasmenge pro Block) einem Wert von 100 %.
    Seit EIP-1559 ist die maximale Gasmenge pro Block nun doppelt so groß wie zuvor und die Gebühren setzen sich aus einer Grundgebühr (“Base Fee”) sowie einem “Trinkgeld” für die Miner (“Miner Tip”) zusammen. Die Base Fee wird von der Ethereum-Software so festgelegt, dass die Netzwerkauslastung immer nahe 50 % des maximal erlaubten Wertes bleibt, was Spielraum für kurzfristig höhere Netzwerkdurchsätze (TPS) erlaubt. Nach Ausführung der Transaktion wird die Base Fee verbrannt. Mit dem Miner Tip kann der Sender einer Transaktion die Miner nach wie vor darauf incentivieren, die eigene Transaktion schneller in einen der nächsten Blöcke mit aufzunehmen.
    Der Vorteil von EIP-1559 ist, dass die notwendigen Gebühren für Nutzer nun vorhersagbarer und niedriger sind als zuvor. Das liegt daran, dass ein Großteil der Gebühren (Base Fee) nun nicht mehr über einen Auktionsmechanismus, sondern nach vorhersagbaren Regeln berechnet wird, was die extremen Spitzen im vorherigen reinen Auktionssystem mit Netzwerkauslastungen nahe 100 % verhindert. Außerdem wurde durch das Verbrennen der Base Fee ein Mechanismus geschaffen, ETH aus der Zirkulation zu entfernen, was die Inflationsrate nun nahe null hält.

  • Proof of Stake
    Proof of Stake (PoS) ist ein alternativer Konsensmechanismus, zu dem Ethereum in der ersten Hälfte des Jahres 2022 wechseln wird. Gegenüber PoW wird PoS den Energieverbrauch des Netzwerks um 99,95 % reduzieren und damit das Energieproblem praktisch vollständig lösen. Anders als bei PoW erbringen Miner bei PoS ihren Einsatz nicht mehr in Form von Rechenleistung, d.h. Hardware und elektrischer Energie, um den nächsten Block anhängen zu dürfen, sondern als sogenannten “Stake”. Eine softwarebasierte Lotterie wählt den Miner des nächsten Blocks zufällig aus. Die Gewinnwahrscheinlichkeit der einzelnen Miner hängt jeweils davon ab, wie groß ihr “Stake” ist, d.h. wie viel ETH sie in einem speziellen Smart Contract für eine bestimmte Zeit einschließen.
    Für den Erhalt des Netzwerks und die Generierung valider Blöcke erhalten alle Staker eine Belohnung aus Transaktionsgebühren und neu erzeugten ETH. Staker, die dem Netzwerk schaden, z.B. indem sie invalide Blöcke erzeugen oder offline gehen, bekommen zur Strafe einen Teil ihres “Stakes” weggenommen. Somit entsteht ein großer Anreiz, sich aufrichtig zu verhalten und das Netzwerk sicher und funktionsfähig zu halten.

  • Sharding
    Beim Sharding wird die Ethereum Blockchain in 64 sog. Shard-Chains aufgeteilt. Jede Shard-Chain ist eine eigenständige Blockchain, auf der Transaktionen ausgeführt und validiert werden können. Eine weitere Blockchain wird zur Koordination der 64 Shard-Chains genutzt.
    Dieses System hat den Vorteil, dass Ethereum-Nodes nicht mehr alle Transaktionen verarbeiten und validieren müssen, sondern nur noch die der jeweiligen Shard-Chain, der sie zugewiesen wurden. Dadurch verringert sich die benötigte Rechenleistung für die einzelnen Nodes und das Netzwerk kann mehr TPS verarbeiten. Wir erwarten, dass sich mit dieser Änderung die maximal möglichen TPS um circa Faktor 64 erhöhen werden, was ein erster großer Schritt zur Erhöhung des Netzwerkdurchsatzes ist.
    Die Einführung von Sharding ist im Laufe des Jahres 2022 geplant.

  • Rollups
    Rollups sind Berechnungen, die nicht auf der eigentlichen Ethereum-Blockchain, dem “Layer 1”, stattfinden, sondern auf deutlich performantere Systeme ausgelagert werden, den “Layer 2”. Nur die Ergebnisse dieser Layer-2-Berechnungen sowie die kryptografischen Signaturen werden am Ende gebündelt und komprimiert im Layer 1 gespeichert und der Zustand der EVM entsprechend aktualisiert.
    Mit Rollups kann die Menge an Gas, also die benötigte Rechenleistung der EVM, und damit die Gebühren pro Transaktion signifikant reduziert werden. So beansprucht beispielsweise das normale Transferieren von ERC20-Token auf Ethereum normalerweise 45.000 Gaseinheiten, die entsprechende Transaktion mit Rollups unter 300 Gas. Dies ermöglicht höhere TPS und damit eine signifikante Skalierung der Ethereum-Plattform um circa Faktor 100.

  • Andere Layer-2-Lösungen
    Zusätzlich zu Rollups gibt es noch weitere Layer-2-Lösungen, die signifikante Verbesserungen bei der Skalierung mit sich bringen: State channels und Plasma. Allen Layer-2-Lösungen ist gemein, dass sie Berechnungen aus der EVM auslagern, um Gas einzusparen und damit höhere TPS und niedrigere Gebühren zu ermöglichen.

Grafik: Zusammenfassung Ethereum Roadmap

Alternative Smart-Contract-Plattformen

Ethereum ist bei weitem nicht die einzige Smart-Contract-Plattform, es gibt mittlerweile Hunderte und jedes Jahr kommen weitere hinzu. Einige der größten sind:

  • Polkadot
    Polkadot wurde vom Ethereum Co-Founder Gavin Wood gegründet und benutzt ebenfalls einen Proof-of-Stake Konsensalgorithmus. Die Plattform erlaubt es anderen Blockchains, an die Polkadot-Blockchain anzudocken, mit dem Ziel, ein “Internet von Blockchains” (das sog. Web 3.0) zu erschaffen, um so die Vorteile verschiedener Blockchains miteinander kombinieren zu können. Polkadot verspricht >1000 TPS und besitzt eine jährliche Inflationsrate von ca. 10%.

  • Cardano
    Diese Plattform verspricht höhere TPS und nutzt als Accounting Modell ein selbst entwickeltes UTXO-Modell. Cardano ist Stand heute neben Solana eine der größten PoS-Blockchains, hat allerdings erst im September 2021 seine Smart-Contract-Funktionalität eingeführt. Das Projekt zeichnet sich durch extensive akademische Forschung und Peer-Review-Verfahren aus und hat bisher mehr als 120 Paper veröffentlicht. Cardano wurde vom Ethereum Co-Founder Charles Hoskinson ins Leben gerufen.

  • Solana
    Solana nutzt einen hybriden Konsensmechanismus aus PoS und Proof of History und verspricht, um die 2.000 TPS verarbeiten zu können, also signifikant mehr als derzeit Ethereum. Solana wird jedoch von manchen als noch nicht vollständig dezentralisiert angesehen und wurde im September 2021 Opfer einer erfolgreichen DoS-Attacke. Verglichen mit Cardano ist Solanas Ökosystem deutlich weiter entwickelt, beispielsweise in Bezug auf dezentrale Kryptobörsen. Aufgrund der niedrigen Transaktionsgebühren erfahren NFTs, die auf Solana geschaffen werden, aktuell zunehmende Nachfrage. Beliebte Marktplätze dafür sind Solnart und SolSea.

Die meisten dieser Plattformen geben an, Ineffizienzen oder Nachteile von Ethereum zu verbessern bzw. den Funktionsumfang zu erweitern. Wir erwarten jedoch nicht, dass Ethereum als standard Smart-Contract-Plattform in absehbarer Zeit abgelöst wird. Das liegt an drei Hauptgründen:

  1. Ethereum hat die mit Abstand größte Entwickler-Community: Ende 2020 waren sechsmal mehr monatlich aktive Entwickler auf der Ethereum-Plattform tätig als auf der nächst größeren Plattform Polkadot. Gegenüber Cardano und Solana hatte Ethereum zu diesem Zeitpunkt sogar mehr als 13 bzw. 50 mal so viele monatlich aktive Entwickler.
    Dieser Vorsprung erzeugt einen starken Netzwerkeffekt sowie ein Ökosystem für Entwickler, das nur schwer von anderen Plattformen ersetzt werden kann.

  2. Um Ethereum ernsthaft zu gefährden, müssten die Alternativen unserer Einschätzung nach 10x besser sein, kleinere Verbesserungen in einzelnen Bereichen werden nicht ausreichen. Die vielen Optimierungen und der klare Fahrplan von Ethereum werden es der Konkurrenz zunehmend erschweren, den Vorsprung in Sachen Netzwerkeffekten zu durchbrechen und durch neue technologische Durchbrüche aufzuholen.
    Als Analogie in der Open-Source-Welt sehen wir hier den Linux-Kernel, der sicherlich auch technische Schwächen hat, wovon einzelne sicherlich von einem neuen Betriebssystem verbessert werden könnten. Da Linux jedoch mit Abstand die meisten Entwickler, das größte Ökosystem und den längsten Track Record hat, und über Jahre hinweg optimiert wurde, ist es in der Praxis kaum möglich, eine ernsthafte allgemein akzeptierte Alternative zu etablieren.

  3. Selbst wenn einige der Alternativen es schaffen, in der Theorie technologisch signifikant besser als Ethereum zu sein, so heißt dies noch lange nicht, dass sich diese Vorteile auch unter realen Bedingungen bestätigen. Wie in anderen Technologiefeldern besteht in der Kryptowelt ein großer Unterschied zwischen Plänen auf dem Papier und der praktischen Umsetzbarkeit. Insbesondere die Leistungsfähigkeit des Netzwerks, wenn es dezentral unter hoher Last von global verteilten Nodes betrieben wird, ist entscheidend. Jede Alternative muss sich zunächst unter realen Bedingungen und über einen längeren Zeitraum, also mehrere Jahre, beweisen, bevor sie zu einer wirklichen Konkurrenz für Ethereum werden kann. Aktuell sehen wir dies (noch) bei keiner der uns bekannten Alternativen gegeben.

Nichtsdestotrotz gehen wir davon aus, dass auch andere Smart-Contract-Plattformen ihren Platz in der Kryptowelt behaupten werden und sich zumindest in gewissen Nischen, z.B. bei der Verknüpfung verschiedener Blockchains oder als Orakel-Blockchain, neben Ethereum etablieren werden. Wir werden potentielle Ethereum-Alternativen in jedem Fall weiter aufmerksam verfolgen, da sich das Feld rasend schnell weiterentwickelt. In Sachen Smart Contracts führt jedoch aus unserer Sicht auf absehbare Zeit an Ethereum kein Weg vorbei.

Ethers Preispotential

Unabhängig davon, wie sehr wir von der Technologie Ethereums überzeugt sind, ist für unsere Investmententscheidung bei den 10xDNA-Fonds in erster Linie relevant, welches Preispotential wir in Ethereums Kryptowährung ETH in den kommenden Jahren sehen. Kryptowährungen müssen dabei natürlich ganz anders betrachtet werden als die Unternehmensaktien, die den Großteil unserer 10xDNA-Fonds ausmachen.

Um eine Quantifizierung des Preispotentials zu erreichen, nähern wir uns der Thematik aus zwei Blickwinkeln: 1) über ein Machine Learning Modell zur Vorhersage des ETH-Preises basierend auf Daten des Ethereum-Netzwerks und 2) über die Betrachtung der Marktkapitalisierung von anderen Wirtschaftsbereichen, aus denen wir Rückschlüsse für Ethereum herleiten.

Quantifizierung über Machine Learning Modell

Erklärung und Auswertung des Modells

Eine der weitverbreitetsten Anwendungen von Machine Learning sind Regressionsmodelle. Dabei wird das Modell zunächst mithilfe von Trainingsdaten trainiert und dann zur Vorhersage von unbekannten Messgrößen genutzt. Die Qualität eines solchen Modells wird üblicherweise evaluiert, indem das Modell auf einen Testdatensatz angewendet wird, der nicht im Trainingsprozess genutzt wurde. Die Abweichung zwischen den vom Modell vorhergesagten und den wahren Messwerten ergibt das sogenannte Bestimmtheitsmaß R², das angibt, wie sehr die Schwankungen in den tatsächlichen Messwerten vom Regressionsmodell erklärt werden können. Ein Wert von R²=100% bedeutet, dass das Modell die Schwankungen der Messwerte vollständig erklärt. R²=0% bedeutet, dass das Modell überhaupt keine Vorhersagekraft hat.

Wir haben für unsere Analyse ein lineares Regressionsmodell entwickelt, um den ETH-Preis vorherzusagen. Als Trainingsdaten haben wir den täglichen ETH-Preis sowie vier relevante Parameter des Ethereum-Netzwerks seit Beginn des Jahres 2017 herangezogen:

  • Die Anzahl der Transaktionen im Ethereum-Netzwerk
    Dies umfasst sowohl das einfache Verschicken von ETH zwischen zwei Adressen als auch die Ausführung komplexer Smart Contracts. Die Anzahl der täglichen Transaktionen ist aus unserer Sicht ein Maß für die Beliebtheit des Ethereum-Netzwerks und sollte damit mit der Nachfrage nach Ether und damit auch dem Preis korrelieren.

  • Die Menge an verbrauchtem Gas
    Je höher die Menge an verbrauchtem Gas pro Tag ist, desto mehr bzw. desto komplexere Transaktionen wurden in der EVM ausgeführt. Ähnlich wie die Anzahl der Transaktionen ist die verbrauchte Gasmenge ein Maß für die Beliebtheit und Nützlichkeit des Ethereum-Netzwerks.

  • Die Anzahl der gestakten Ether
    Dies ist die Anzahl an Ether, die von Nutzer für den PoS-Konsensmechanismus in einem speziellen Smart Contract für längere Zeit deponiert werden. Wie zuvor erläutert erhalten die Nutzer für das Deponieren ihrer Ether den Staking-Reward. Diese Metrik ist aus unserer Sicht aus zwei Gründen für den Ether-Preis relevant:

    1. Je mehr Ether gestaked werden, desto höher ist das Vertrauen der Nutzer in eine erfolgreiche Zukunft Ethereums. Aktuell ist noch nicht klar, wann die Staker ihre ETH zurückerhalten werden. Dies wird aller Voraussicht nach erst nach Einführung von PoS geschehen und unterstreicht das entgegengebrachte Vertrauen in die Plattform.
    2. Je mehr Ether gestaked werden, desto kleiner ist das Angebot an liquiden Ether im Markt, was eine Verknappung des Angebots bedeutet. Dadurch kann der Ether-Preis bereits durch weniger Nachfrage steigen.
  • Die Menge der burned Fees
    Dies ist die Menge an Ether, die von Nutzern als Base Fee zur Verfügung gestellt wird und nach Ausführung der jeweiligen Transaktion verbrannt wird. Dies hat ähnlich wie die Anzahl der staked Ether einen Einfluss auf die in Umlauf befindliche ETH-Menge. Hinzu kommt, dass die Anzahl der verbrannten Fees mit der Auslastung des Ethereum-Netzwerks zusammenhängt, was wiederum mit der Nachfrage nach ETH korreliert.

Für das Training und die Evaluation der Vorhersagekraft des Modells haben wir 80% bzw. 20% des Datensatzes verwendet (jeden fünften Tag zum Testen, die restlichen Tage zum Training). Das Ergebnis (siehe nächste Grafik) zeigt, dass unser Modell eine sehr große Vorhersagekraft für den Ether-Preis hat. Das Bestimmtheitsmaß liegt bei R²=94,8%, was diese Schlussfolgerung statistisch belegt. Auch über den gesamten Zeitraum seit Anfang 2017 aufgetragen zeigt unser Modell die sehr gute Vorhersagekraft für den ETH-Preis.

Diagramm: Evaluierung des 10xDNA-Modells

Vorhersage des ETH-Preises

Auf Basis dieses Modells erarbeiten wir eine Perspektive auf den ETH-Preis der absehbaren Zukunft. Dazu treffen wir Annahmen, wie sich die vier Parameter des Modells über die nächsten 1-3 Jahre verglichen mit dem heutigen Stand entwickeln werden.

Achtung: Dies kann immer nur eine Schätzung sein und wir weisen weiter unten auch nochmal auf mögliche Schwächen eines solchen Modells sowie die Risiken hin.

  • Die Anzahl der Transaktionen im Ethereum-Netzwerk: 5x
    Hier halten wir eine Erhöhung um einen Faktor 5 für realistisch, da die Anzahl und die Nutzerzahl von dApps auf Ethereum kontinuierlich zunimmt. Sobald Sharding und Rollups implementiert sind, erwarten wir einen signifikanten Anstieg der maximalen TPS im Netzwerk und einen Rückgang der Gebühren pro Transaktion. Dies wiederum ermöglicht die massive Zunahme der täglichen Transaktionen, die heute noch aufgrund hoher Gebühren und niedriger TPS-Limits verhindert werden.

  • Die Menge an verbrauchtem Gas: 3x
    Wir halten eine Verdreifachung für realistisch, da durch mehr Transaktionen auch mehr Gas verbraucht wird. Der Anstieg dürfte jedoch kleiner ausfallen als der Anstieg der Transaktionen pro Tag, da die Gasmenge pro Transaktion vermutlich abnehmen wird.

  • Die Anzahl der gestakten Ether: 4x
    Aktuell liegt die Anzahl der gestakten ETH bei ca. 8 Mio. ETH (7% aller ETH) und wir erwarten, dass sich diese Zahl über die nächsten Jahre mindestens vervierfachen wird. Zwar würde der maximale jährliche Staking-Reward in dem Fall von heute ~6% p.a. auf nur noch ca. ~3% p.a. sinken, wir gehen jedoch davon aus, dass dies für viele Ethereum-Nutzer weiterhin attraktiv sein dürfte.

  • Die Menge der burned Fees: 1x
    Hier erwarten wir keine große Veränderung zu heute. Der Grund ist, dass die burned Fees aus unserer Sicht langfristig von der Software immer so angepasst werden, dass sie je nach Netzwerkauslastung ungefähr den Staking-Reward, d.h. die neu geschaffenen ETH, ausgleichen. Nur so kann sichergestellt werden, dass die Inflationsrate in Ethereum nahe null bleibt.

Basierend auf diesen aus unserer Sicht realistischen Annahmen ergibt sich folgende Vorhersage:

ETH-Zielpreis für Zeitraum 2022-2024 durch das 10xDNA Machine Learning Modell:
18.100 $

Einschätzung des Modells und der Vorhersage

Unsere Analyse zeigt, dass es möglich ist, mit einem Machine Learning Modell und einigen wenigen fundierten Annahmen zu Parametern des Ethereum-Netzwerks eine Einschätzung zur möglichen Entwicklung des ETH-Preises zu erhalten. Der berechnete ETH-Zielpreis würde einer Marktkapitalisierung des Ethereum-Netzwerks von ca. 2 Billionen US-Dollar entsprechen, was ungefähr 50% über der heutigen Marktkapitalisierung von Bitcoin läge. Wir halten dies angesichts des massiven Wachstums, das die gesamte Krypto-Branche aktuell erlebt, für durchaus plausibel.

Natürlich stellt unser Modell keine Garantie dar und bei der Bewertung der Vorhersage sollte insbesondere folgendes beachtet werden:

  1. Korrelation ist nicht Kausalität und obwohl es für die Zeit seit Anfang 2017 eine starke Korrelation zwischen dem tatsächlichen und dem vom Modell vorhergesagten ETH-Preis gab, bedeutet das nicht automatisch, dass unser Modell auch in Zukunft verlässliche Vorhersagen treffen kann. Beispielsweise könnte das Modell beim Training von einer rein zufälligen zeitlichen Korrelation zwischen dem Staking und dem aktuellen ETH-Preisanstieg profitiert haben, die beide ungefähr zeitgleich Ende 2020 begannen. Der Blick in die Vergangenheit kann, muss aber kein guter Indikator für zukünftige Entwicklungen sein.

  2. Unser Modell leitet einen ETH-Zielpreis basierend auf quantitativen, rationalen Metriken her. Am Kapitalmarkt und insbesondere am Kryptomarkt werden Preise jedoch auch stark durch Hype, Spekulation und Stimmungen der Marktteilnehmer beeinflusst, was den Preis in die eine oder andere Richtung verändern und nicht durch fundamentale Netzwerk-Parameter abgeleitet werden kann.

  3. Für unsere Analyse haben wir Daten seit Anfang 2017 herangezogen. In diesem Zeitraum gab es in Ethereum mehrere Updates und neue Funktionen wurden eingeführt. Da diese Neuerungen einen Einfluss auf Angebot und Nachfrage von ETH haben, ist nicht belegbar, ob ein einziges Modell die Zusammenhänge über den gesamten Zeitraum sauber beschreiben kann. Auch die in den nächsten Monaten bevorstehenden Updates werden Angebot und Nachfrage wieder stark beeinflussen, was die Vorhersagekraft des Modells in Zukunft schwächen könnte.

  4. Weitere wichtige Parameter des Ethereum-Netzwerks, z.B. die Staking-Rewards oder die ETH-Menge, die in Smart Contracts “eingeschlossen” ist, könnten ebenfalls einen großen Einfluss auf den Ether-Preis haben und werden im beschriebenen Modell nicht berücksichtigt.

Quantifizierung über Marktkapitalisierungen anderer Wirtschaftsbereiche

Eine weitere Methode, um mögliche ETH-Zielpreise für die nächsten Jahre abzuschätzen, ist die Betrachtung der Marktkapitalisierung anderer Wirtschaftsbereiche:

  • Laut Credit Suisse betrug das globale Vermögen von privaten Haushalten Ende 2020 über 400 Billionen US-Dollar. Wenn man davon ausgeht, dass sich ETH als Wertspeicher etabliert und langfristig nur ~0,5% dieses Vermögens in ETH gehalten wird, dann ergäbe sich allein dadurch eine Marktkapitalisierung von über 2 Billionen US-Dollar.

  • Die gesamte jemals geförderte Goldmenge wurde Ende 2017 auf 190.040 Tonnen geschätzt. Das entspricht einem Wert von ca. 10,9 Billionen US-Dollar. Wenn 5% des Goldwertes in ETH als Wertspeicher angelegt werden, würde das zusätzlichen 545 Milliarden US-Dollar an Marktkapitalisierung entsprechen.

  • Das Volumen an aktuell ausstehenden Krediten von Privathaushalten, Unternehmen und Regierungen liegt bei ca. 300 Billionen US-Dollar. Wir halten es für realistisch, dass über die nächsten Jahre ein gewisser Prozentsatz davon in DeFi-Kredite umgewandelt wird. Aufgrund der langen Historie wird aus unserer Sicht gerade im Kreditbereich Ethereum die Plattform der Wahl bleiben. Die Kredite würden jedoch vermutlich nicht nur in ETH sondern großteils in Ethereum-basierten Stablecoins ausgegeben. Das zusätzliche Transaktionsvolumen könnte zu einer Vervielfachung der Nachfrage nach Gas führen und damit zu einem starken ETH-Preisanstieg beitragen.

Aufsummiert ergibt sich eine zusätzliche Marktkapitalisierung von über ~2,5 Billionen US-Dollar, was einem ETH-Preisanstieg um mehr als 21.000 US-Dollar (mehr als +400% gegenüber dem heutigen Preis) entspräche. Obwohl sich daraus natürlich nicht ohne weiteres ein konkreter Zielpreis für die kommenden Jahre ableiten lässt, so zeigt die Analyse unserer Ansicht nach dennoch die Größenordnung des Potenzials, das noch in Ethereum und ETH steckt.

Risiken für Ether-Preis

Wir gehen davon aus, dass sich der ETH-Preis langfristig sehr positiv entwickeln wird. Dennoch gibt es natürlich auch hier Risiken zu beachten, die den Preis stark negativ beeinflussen können. Die fünf wichtigsten Risiken sind dabei aus unserer Sicht:

  1. Allgemeine Volatilität
    Kryptowährungen haben verglichen mit anderen Anlageformen eine extrem hohe Volatilität. Preisstürze oder -zuwächse um mehr als ±10% innerhalb weniger Stunden sind keine Seltenheit und müssen von Investoren tolerierbar sein. Hinzu kommt, dass die angesprochene Volatilität oftmals auch von Ereignissen bei anderen Kryptowährungen ohne direkten Bezug zu Ethereum ausgelöst sein kann. Wenn beispielsweise Bitcoin aus irgendeinem Grund stark fällt, so überträgt sich dies oft auch auf den Ether-Preis.

  2. Regulierung
    Ethereum ist ein dezentrales Netzwerk, das auf weltweit verteilten Computern läuft und daher nicht von zentralen Organisationen wie Regierungen ohne weiteres kontrolliert, reguliert oder zerschlagen werden kann. Sollten jedoch Länder beispielsweise den Handel oder den Besitz von ETH innerhalb der eigenen Jurisdiktion für illegal erklären, so könnte dies je nach Größe der entsprechenden Volkswirtschaft dennoch zumindest vorübergehend einen stark negativen Einfluss auf den ETH-Wert haben. ETH würde durch ein gesetzliches Verbot sowohl für private und institutionelle Investoren als auch für Software-Entwickler an Attraktivität verlieren.
    Ein prominentes Beispiel für Länder, die Transaktionen mit dezentralen Kryptowährungen grundsätzlich verboten haben, ist China. Die Ankündigung dieser Maßnahme führte noch am selben Tag zu Kursverlusten von über 10% bei ETH und anderen Kryptowährungen. Für ein weltweites flächendeckendes Verbot von ETH gibt es jedoch aktuell keine Anzeichen.

  3. Hacks
    Die Ethereum-Plattform beruht auf extrem komplexen Software-Code. Zwar ist dieser Code quelloffen, ausgiebig getestet und hat sich über lange Zeit bewährt, jedoch können Schwachstellen in Software nie gänzlich ausgeschlossen werden. Dies ist insbesondere relevant, wenn über die nächsten Monate wie angesprochen große Updates eingespielt werden, die die Software grundlegend verändern und neuen Code hinzufügen. Es ist daher nicht auszuschließen, dass der Ethereum-Code eines Tages gehackt wird, was sich mit großer Sicherheit sehr negativ auf den Ether-Preis auswirken würde. Sollte der Hackerangriff schnell entdeckt werden, kann die Ethereum-Community immerhin zeitnah reagieren und mithilfe eines sogenannten “Hard Forks” den Fehler beheben und ggf. gestohlene Ether an die rechtmäßigen Eigner zurückgeben.
    Selbst wenn der Ethereum-Code nicht direkt Ziel eines Hackerangriffs wird, so können auch Kryptobörsen, die ETH handeln, gehackt werden. Dabei könnten signifikante ETH-Mengen in die Hände der Hacker fallen. Dies hat zwar nicht direkt mit einem Fehler in Ethereum selber zu tun, jedoch wäre auch hier zu erwarten, dass der ETH-Preis zumindest kurzfristig signifikant fallen würde. Entsprechende Beispiele gab es bereits in der Vergangenheit, z.B. beim Hack der Plattform Coinrail in 2018 oder Mt. Gox in 2014.

  4. Verdrängung durch alternative Plattformen
    Der Ether-Preis könnte ebenfalls stark unter Druck geraten, wenn eine andere Smart-Contract-Plattform es schafft, signifikant an Bedeutung zu gewinnen und dabei Nutzer sowie Investoren auf die eigene Plattform lockt. Dies könnte beispielsweise passieren, wenn viele Software-Entwickler aufgrund von deutlich besserer Technologie der alternativen Plattform von Ethereum ins alternative Ökosystem wechseln. Wie zuvor bereits dargelegt, halten wir diesen Fall jedoch auf absehbare Zeit für unwahrscheinlich.

  5. Zentralisierung
    Einer der Hauptanreize für Plattformen wie Ethereum ist wie oben beschrieben ihre dezentrale Natur. Sollte diese Dezentralisierung eines Tages nicht mehr gegeben sein, z.B. weil ein Nutzer so viel “Stake” angehäuft hat, dass er damit das Netzwerk de-facto kontrollieren kann, so könnte Ethereum als Plattform massiv an Wert verlieren. Hier kommt erschwerend hinzu, dass in diesem Fall anders als bei Hacks nicht mit einem simplen Software-Update das Problem behoben werden kann, weil unklar ist, wie die Dezentralität sinnvoll wieder hergestellt werden kann und wie sich ein Konsens dafür finden ließe.

Fazit

Ethereum wird verschiedenste Wirtschaftsbereiche massiv verändern. Die Ethereum-Plattform ist heute die Standardplattform für disruptive Konzepte wie DeFi, NFTs und DAOs und wird dies zumindest auf absehbare Zeit auch unangefochten bleiben sowie weiter stark wachsen. Die Ethereum-eigene Kryptowährung ETH stellt aus unserer Sicht für Anleger eine riesige Chance dar und kann ihren Wert in den kommenden Jahren vervielfachen. Wir werden die Entwicklungen im Ethereum-Ökosystem weiter intensiv beobachten und wenn nötig Anpassungen im Portfolio der 10xDNA-Fonds vornehmen.

Wichtig: Alle Einschätzungen in diesem Artikel sind unsere subjektiven Perspektiven zum Zeitpunkt der Veröffentlichung im Dezember 2021. Es besteht immer das Risiko, dass unsere Einschätzungen nicht zutreffen oder die Faktenlage sich mit der Zeit ändert. Bitte behaltet das immer im Hinterkopf, berücksichtigt die Risiken einer Anlage in Kryptowährungen und beachtet vor Eurer Anlageentscheidung unsere Anlegerhinweise.

Publiziert am

Autor: 10xDNA Research Team

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