Investmenthypothese Ethereum (Teil 1)

Wichtig: Alle Einschätzungen in diesem Artikel sind unsere subjektiven Perspektiven zum Zeitpunkt der Veröffentlichung im November 2021. Es besteht immer das Risiko, dass unsere Einschätzungen nicht zutreffen oder die Faktenlage sich mit der Zeit ändert. Bitte behaltet das immer im Hinterkopf, berücksichtigt die Risiken einer Anlage in Kryptowährungen und beachtet vor Eurer Anlageentscheidung unsere Anlegerhinweise.

Ethereum ist neben Bitcoin die bekannteste und wichtigste Blockchain der Welt. Auch wenn beide Projekte in der öffentlichen Diskussion oft vereinfacht als Kryptowährungen bezeichnet werden, ist Ethereum viel mehr eine Plattform, die eine Vielzahl dezentraler Anwendungen ermöglicht. Sehr vereinfacht könnte man es als Amazon Web Services der Kryptoindustrie bezeichnen. Wir sehen in der zugrundeliegenden Technologie ein riesiges disruptives Potenzial und gehen davon aus, dass sie viele Industrien und insbesondere das klassische Finanzsystem in den nächsten Jahren massiv verändern wird.

Ethereum, genauer gesagt die zugehörige Kryptowährung Ether (ETH) stellt für uns eine attraktive Investment-Opportunität dar, weil wir davon überzeugt sind, dass die Nutzung dieser Plattform und folglich der ETH-Preis sehr stark zunehmen werden. In diesem Artikel geben wir einen Überblick zu Ethereum, seiner Funktionsweise sowie potenziellen Anwendungsfällen. In Teil 2 legen wir außerdem unsere Sicht auf die aktuellen Limitierungen, die weitere technologische Entwicklung, den zukünftigen ETH-Preis sowie potenzielle Risiken dar.

Was ist Ethereum und warum ist es so relevant?

Ethereum ist eine öffentliche, dezentrale, open source Blockchain und stellt damit eine Anwendung von “Distributed-Ledger-Technology” (DLT) dar. Distributed Ledger, zu deutsch “Verteilte Kassenbücher”, beschreiben eine Datenbank, bei der die Daten dezentral auf vielen Computern gespeichert werden und alle Nutzer Schreib- und Leserechte haben. Anders als in klassischen Datenbanksystemen kommen auf DLT aufbauende Datenbanken ohne zentrale Verwaltungseinheit aus.

Ethereum wurde 2015 von acht Co-Foundern um den kanadisch-russischen Softwareentwickler Vitalik Buterin ins Leben gerufen und wird seitdem von der Ethereum Foundation unter Buterins Führung stetig weiterentwickelt. Mit Ethereum können wirtschaftliche oder gesellschaftliche Abläufe dezentral, selbstorganisiert und automatisiert umgesetzt werden.

Ein klassischer Anwendungsfall ist das Versenden von Geld zwischen zwei oder mehr Parteien ohne zentrale Institutionen wie Banken oder staatliche Währungen. Ethereums eigentliche Stärke liegt jedoch in der Fähigkeit, sogenannte “Smart Contracts” auf der Plattform auszuführen. Smart Contracts ermöglichen die automatisierte Ausführung von Transaktionen, Berechnungen und Anwendungen (Apps) basierend auf einer zuvor einprogrammierten Logik im Ethereum-Netzwerk. Ethereum ist Stand heute die mit Abstand größte Smart-Contract-Plattform der Welt.

Vier Gründe für die Nutzung von DLT & Ethereum:

  1. Effizienz: Durch Smart Contracts können viele Finanztransaktionen auf Ethereum deutlich effizienter und damit kostengünstiger umgesetzt werden als im klassischen Finanzsystem. Transaktionen werden voll automatisiert, ohne Zeitverzug, nach zuvor festgelegten Regeln und ohne das Zutun von Mittelspersonen (d.h. peer-to-peer) ausgeführt.

  2. Sicherheit: Dank der zugrundeliegenden Blockchain-Technologie ist niemand in der Lage, Daten zu fälschen oder sich selber zu übervorteilen. Anders als im klassischen Finanzsystem braucht es kein Vertrauen zwischen den Marktteilnehmern (“Trustless Trust”). Die ordnungsgemäße Abwicklung von Transaktionen wird allein von der Software sichergestellt: Der Code ist das Gesetz und garantiert, dass sich alle an die Regeln halten.

  3. Dezentralität: Das Ethereum-Netzwerk läuft dezentralisiert auf weltweit verteilten Computern. Jeder kann mit seinem Computer einen “Node”, d.h. einen Computer, der Teil des Ethereum-Netzwerks ist, betreiben und das Netzwerk funktioniert ausschließlich nach den Regeln, die die Community sich selbst in Form von Computercode auferlegt. Es gibt keine zentralen Stellen (Regierungen, Institutionen, Unternehmen etc.), die alleinige Kontrolle über das Netzwerk ausüben können, wodurch Zensur, Einflussnahme, Machtmissbrauch oder andere Arten von unerwünschtem Verhalten verhindert werden.

  4. Transparenz: Alle Daten auf der Blockchain sind für alle Nutzer einsehbar und verifizierbar. Dieses hohe Maß an Transparenz wäre im klassischen Finanzsystem undenkbar und ist nicht nur auf finanzielle Aspekte beschränkt, sondern kann auch in anderen Bereichen wie z.B. bei der Nachverfolgung von Lieferketten von großem Vorteil sein.

Führende DLT-Plattformen wie Ethereum könnten aus unserer Sicht die Welt ähnlich grundlegend verändern wie die Erfindung des Internets. Über das Internet können Privatpersonen, Staaten und Unternehmen Daten, Kapital, Dienstleistungen und Produkte in einer effizienten Art und Weise global handeln, was zuvor mit deutlich größerem Aufwand verbunden war. Dies hat zu starkem Wirtschaftswachstum seit Ende der 1990er geführt und mit zentralen Internet-Plattformen wie Google, Facebook, Amazon und Tencent einige milliardenschwere Unternehmen hervorgebracht, die heute zu den größten der Welt gehören.

Blockchain-Technologie ermöglicht es, viele der Vorzüge des Internets dezentraler, effizienter und sicherer zu nutzen, was bereits heute zu einem massiven Umbruch in vielen Branchen führt, der sich in den nächsten Jahren noch verstärken wird.

Wie funktioniert Ethereum?

Um zu verstehen wie Ethereum funktioniert, ist es hilfreich zunächst die Funktionsweise einer Blockchain der ersten Generation wie Bitcoin zu betrachten.

Die Funktionsweise von Blockchains

Jede Blockchain enthält üblicherweise eine Historie von Transaktionen, die sich bis zum Anfang der Blockchain zurückverfolgen lässt. Neue Transaktionen werden in Form eines neuen Blocks gebündelt an die bestehenden Blöcke angehängt. So entsteht eine immer länger werdende Kette von Blöcken, daher der Name Blockchain. Die Validität und Integrität der in den Blöcken gespeicherten Transaktionen wird mithilfe kryptografischer Methoden sichergestellt und kann von jedem Nutzer nachvollzogen werden.

Proof of Work als Konsens-Mechanismus

Entscheidend für die Funktionsweise einer Blockchain ist die Konsensfindung der Netzwerkteilnehmer darüber, was der aktuelle Status Quo des Netzwerks ist, welche Transaktionen valide sind und wer neue Transaktionen hinzufügen darf. Bei Bitcoin geschieht dies über einen Konsens-Mechanismus namens “Proof of Work” (PoW). Wer zuerst den PoW (Arbeitsnachweis) erbringt, darf entscheiden, welche Transaktionen als nächstes im Block an die Blockchain angehängt werden. Der neue Block wird dann Teil des Status Quo, den alle Netzwerkteilnehmer als Basis für weitere Aktivitäten akzeptieren. Bei Bitcoin wird im Durchschnitt alle 10 Minuten ein neuer Block an die Blockchain angehängt, bei Ethereum alle 14 Sekunden.

Als Arbeitsnachweis dient ein kryptografisches Rätsel, das nur durch “stumpfes” Ausprobieren von möglichen Lösungen und somit nur mithilfe von Rechenleistung gelöst werden kann. Je mehr Rechenleistung (Hash-Rate) ein Netzwerkteilnehmer einsetzt, desto höher ist seine Wahrscheinlichkeit, das Rätsel vor allen anderen Netzwerkteilnehmern zu lösen und so den nächsten Block an die Blockchain anhängen zu dürfen. Man spricht bei diesem Wettrennen um die Lösung des PoW-Rätsels vom sogenannten Mining.

Bitcoin-Mining ist ressourcen- und kostenintensiv, da leistungsfähige Computer und viel Energie benötigt werden, um den PoW mit hinreichender Wahrscheinlichkeit als Erstes zu erbringen. Dennoch ist Mining ist zu einem milliardenschweren Industriezweig geworden. Wie lässt sich hiermit Geld verdienen?

Die Gebühren, die für gesendete Transaktionen auf der Bitcoin-Blockchain anfallen, gehen an den Miner, der den entsprechenden Block erstellt. Die Höhe der Gebühr pro Transaktion hängt von der Netzwerkauslastung und der gewünschten Geschwindigkeit ab, mit der die Transaktion verarbeitet werden soll. Aktuell hat die durchschnittliche Gebühr pro Transaktion einen Gegenwert von über 3 US-Dollar.

Für jeden erfolgreich angehängten Block erhält der entsprechende Miner zusätzlich eine fixe Menge an Bitcoins. Aktuell liegt dieser “Block Reward” bei 6,25 Bitcoin pro Block, was über 400.000 US-Dollar entspricht.

Sicherheit

Der beschriebene PoW-Konsens-Mechanismus gilt als sehr sicher, da böswillige Angriffe extrem aufwendig und kostspielig sind. Zwar können Miner trotz niedriger Hash-Rate versuchen, betrügerische Blocks zu erstellen und dabei unrechtmäßig Bitcoins zu erbeuten, jedoch werden sie immer langsamer sein als ehrliche Miner mit hoher Hash-Rate. Da im Bitcoin-Netzwerk immer die längste vorhandene Blockchain als authentisch angesehen wird und alle anderen Blockchains verworfen werden, bekämen die betrügerischen Miner somit nur wertlose Bitcoins eines “toten” Bitcoinklons.

Wer das Bitcoin-Netzwerk erfolgreich angreifen und kontrollieren will, benötigt mehr als 50 % der gesamten Hash-Rate, um mit hinreichend hoher Wahrscheinlichkeit regelmäßig als Erstes den PoW zu liefern. Man spricht hier von einer 51%-Attacke. Eine derart hohe Hash-Rate wäre jedoch mit enormen Kosten verbunden und die benötigte Hardware und Energie könnte ebenso dafür genutzt werden, um auf ehrliche Weise profitabel Bitcoin zu minen. Ein Angriff auf das Bitcoin-Netzwerk könnte zudem zur Folge haben, dass die Plattform von den anderen Teilnehmern nicht mehr als Wertespeicher genutzt wird und die erbeuteten Bitcoins somit an Wert verlieren. Außerdem hat die verbliebene “ehrliche” Community bei Angriffen immer die Möglichkeit, die Bitcoin-Software zu updaten und damit den Angriff zu stoppen. Bisher wurde noch keine erfolgreiche 51%-Attacke auf Bitcoin durchgeführt.

Ethereum 1.0 und Smart Contracts

Genau wie Bitcoin nutzt die aktuelle Version von Ethereum, oft als Ethereum 1.0 bezeichnet, zurzeit noch einen PoW-Konsensmechanismus, um den Status Quo zu bestimmen und neue Transaktionen an die Blockchain anzuhängen. Im Gegensatz zu Bitcoin beschränkt sich Ethereum jedoch nicht auf das Verschicken von digitalem Geld, sondern ermöglicht außerdem Smart Contracts.

Smart Contracts sind Computerprogramme, die Transaktionen oder andere Arten von Berechnungen nach festgelegten Regeln ausführen und deren Ergebnisse in der Blockchain speichern. Smart Contracts werden in Ethereum unter anderem mit der eigens entwickelten, Turing-vollständigen Programmiersprache namens “Solidity” implementiert, was bedeutet, dass sie beliebige Arten von Berechnungen ermöglicht. Ethereum stellt somit im Grunde einen dezentralen Welt-Computer dar. Die Smart Contracts laufen auf einem emulierten Computer, der sogenannten Ethereum Virtual Machine (EVM). In der EVM werden sowohl der globale Zustand als auch die Transaktionen in der Ethereum-Blockchain gespeichert. Alle Nodes im Netzwerk speichern lokal einen Teil dieser Blockchain, sogenannte Full Nodes speichern eine vollständige Kopie.

UTXO vs. Account-basiertes Modell

Ethereum unterscheidet sich von Bitcoin nicht nur in der Smart Contract Funktionalität, sondern auch in der Art und Weise, wie Transaktionen dokumentiert werden. Bitcoin benutzt das sogenannte UTXO (Unspent Transaction Output) Modell, bei dem im Falle einer regulären Transaktion nur so viel Bitcoins von einer Adresse versendet werden können, wie dieser nach Aufsummierung aller vergangenen Transaktionen von verschiedenen Vorbesitzern zustehen.

Ethereum hingegen benutzt ein sogenanntes Account-basiertes Modell, bei dem der Besitz von ETH nicht durch das Aufsummieren von vergangenen Transaktionen nachvollzogen wird, sondern über Konten (analog zu Bankkonten) und deren Kontoständen. Die Transaktion von ETH und anderen Ethereum-basierten Tokens wird also dokumentiert, indem die Kontostände zweier Adressen entsprechend angepasst werden. Accounts von Ethereum-Nutzern werden Externally-Owned Accounts genannt, der jeweilige Nutzer bekommt über Wallets wie Metamask oder Coinbase Wallet Zugriff auf seinen Account. Smart Contracts hingegen liegen in sogenannten Contract Accounts und werden ausschließlich über Transaktionen und Code kontrolliert.

Beide Accountarten sind eindeutig über hexadezimale Ethereum-Adressen identifiziert. Externally-Owned Accounts beinhalten nur den aktuellen Kontostand, während Contract Accounts zusätzlich auch den Smart Contract Code und ggf. weitere Daten speichern können. Beide Accountarten sind in der Lage, ETH und andere Ethereum-basierte Tokens zu senden, zu halten und zu empfangen. Transaktionen an Contract Accounts können gezielt Funktionen auslösen, die im Code enthalten sind (siehe unser Codebeispiel im Abschnitt “Smart Contracts”). Alle Externally-Owned Accounts und Contract Accounts zusammen definieren den globalen Zustand der EVM.

Transaktionen

Grundsätzlich geben die in Blöcken gebündelten Transaktionen immer eine Veränderung des Zustands der EVM an. Die Transaktionen in Ethereum sind vielfältig und können zu folgenden Zwecken eingesetzt werden:

  1. Senden und Empfangen von ETH oder anderer Ethereum-basierter Tokens (z.B. ERC-20 Token)
  2. Ausführung von Funktionen in Smart Contracts, wobei die Transaktion ggf. auch Input-Daten für den Smart Contract enthält
  3. Upload und Initialisierung eines neuen Smart Contracts

Bevor die Transaktion ins Ethereum-Netzwerk publiziert wird, muss der Sender sie noch mithilfe seines privaten Schlüssels signieren. Diese sogenannte ECDSA Signatur ist der kryptografische Beweis dafür, dass die Transaktion valide ist und tatsächlich von einem Account gesendet wird, der dem Sender gehört.

Gas

Die EVM kann als ein Zustandsautomat verstanden werden, in dem der globale Zustand durch eine spezielle Datenstruktur, den sog. Merkle Patricia Tree, in der Blockchain gespeichert wird. Der globale Zustand setzt sich aus den Kontoständen aller Accounts sowie im Falle von Contract Accounts deren Smart-Contract-Code und Datenspeicher zusammen. Transaktionen führen zu Änderungen im Zustand der EVM.

Jede Berechnung auf der EVM verbraucht Rechenleistung in den Nodes des Netzwerks. Um zu verhindern, dass Transaktionen zu viel Rechenleistung für sich beanspruchen oder ggf. sogar unendlich weiterlaufen, müssen Nutzer eine Art “Treibstoff” für ihre Transaktionen bereitstellen. Dieser Treibstoff heißt in Ethereum “Gas” und entscheidet darüber, wie viel Rechenleistung die Transaktion im Netzwerk beanspruchen darf. Wenn das bereitgestellte Gas nicht ausreicht, um die Transaktion auszuführen, wird die Berechnung abgebrochen und die Transaktion verworfen.

Maschinenbefehle in der EVM haben jeweils einen eindeutig definierten Gasverbrauch. Eine simple Multiplikation von zwei vorzeichenlosen ganzen Zahlen beansprucht beispielsweise genau fünf Gaseinheiten. Je höher die Komplexität einer Transaktion, desto höher ihr Gasverbrauch. Das Versenden von ETH zwischen zwei Konten verbraucht beispielsweise genau 21.000 Gas, eine Transaktion an einen Contract Account oft deutlich mehr.

Die Gebühren für Gas, bestehend aus einer Base Fee und einem Miner Tip, zahlt der Nutzer in ETH. Die Höhe der Base Fee wird von der Ethereum-Software bestimmt und hängt von der aktuellen Netzwerkauslastung ab. Nach der Ausführung der Transaktion wird die Base Fee “verbrannt”, indem die ETH an eine Adresse geschickt werden, für die nachweislich niemand den privaten Schlüssel kennt, womit sie unwiderruflich aus der ETH-Zirkulation entfernt werden. Mit dem Miner Tip können Nutzer die Miner incentivieren, ihre Transaktionen mit in ihrem Block aufzunehmen. Den Miner Tip erhalten die Miner vollständig, nachdem der PoW erbracht wurde.

Eine Beispieltransaktion zum Senden von ETH
Feld Beispielwert Erklärung
from 0xe3ff22cdee2fceead8489b01daa066b4a2407ef4 Hexadezimale Adresse, von der aus die Transaktion gesendet wird.
to 0x542c35816d31024e85cf46171c55c610ac26dbe6 Hexadezimale Adresse, an die die Transaktion gesendet wird.
value 7000000000000000000 Menge an ETH, die in der Transaktion versendet wird, angegeben in der Einheit Wei. 1 ETH entspricht 10^18 Wei.
gasLimit 21000 Die maximale Menge an Gas, die der Sender für die Berechnung in der EVM zur Verfügung stellt.
maxPriorityFeePerGas 1940000000 Der maximale Gaspreis (in Wei pro Gas), die der Sender bereit ist an den Miner zu zahlen.
maxFeePerGas 113920664149 Der maximale Gaspreis (in Wei pro Gas), für den der Sender bereit ist zu zahlen. Diese beinhaltet maxPriorityFeePerGas sowie baseFeePerGas.
nonce 42 Nonce ist eine Zahl, die die Anzahl der von der Adresse ausgehenden, erfolgreichen Transaktionen zählt. Die Nonce ist nötig, damit keine ETH doppelt verwendet werden können.
data 0x In diesem Feld können jegliche Daten mit verschickt werden. In diesem Fall kennzeichnet “0x” ein leeres Feld. Das Feld kann jedoch auch genutzt werden, um die Inputdaten für Funktionen eines Smart Contracts zu liefern oder um einen neuen Smart Contract hochzuladen.

Smart Contracts

Smart Contract eröffnen ein ganzes Universum an Anwendungsmöglichkeiten, die wir zunächst anhand eines Beispiels erläutern werden. Der untenstehende Beispielcode zeigt einen einfachen Smart Contract in Solidity, bei dem eine Variable um einen Eingabewert addiert und anschließend in den Speicher des Contract Accounts gelegt wird:


pragma solidity 0.8.7;

contract BeispielContract {
    uint public balance;

    function add(uint value) public returns (uint256) {
        balance = balance + value;
        return balance;
    }
}
Beispiel für einen Smart Contract auf Ethereum

Jeder in Solidity geschriebene Smart Contract beginnt mit pragma (Zeile 1). Der Befehl spezifiziert, welche Compilerversion (hier: Solidity-Version 0.8.7) für die Ausführung des Codes benutzt werden soll. So wird verhindert, dass der Code mit anderen Versionen ausgeführt wird, was möglicherweise Fehler verursachen könnte.

In Zeile 3 wird ein Smart Contract mit dem Namen BeispielContract definiert.

In Zeile 4 wird die vorzeichenlose Ganzzahlvariable (uint) namens balance deklariert und mit dem Befehl public dem gesamten Ethereum Netzwerk zugänglich gemacht.

BeispielContract besitzt eine Funktion namens add(), die in Zeile 6 deklariert wird. Die Funktion erwartet eine vorzeichenlose Ganzzahlvariable (uint) namens value als Eingabe und gibt eine vorzeichenlose 256-bit Ganzzahlvariable (uint256) zurück.

In Zeile 7 wird die Variable balance um die Inputvariable value addiert und anschließend in Zeile 8 mit dem return Befehl wieder ans Netzwerk zurückgegeben.


Der Solidity Compiler übersetzt diesen Smart Contract in maschinenlesbaren Bytecode, den die EVM verarbeiten kann. Wird eine Transaktion an einen Contract Account geschickt, können gezielt eine oder mehrere Funktionen im entsprechenden Smart Contract ausgelöst werden. Im obigen Beispiel würde dies konkret bedeuten, dass ein Externally-Owned Account eine Transaktion an den Contract Account von BeispielContract sendet und über das “data” Feld der Transaktion sowohl den Namen der aufzurufenden Funktionen (in diesem Fall nur add) als auch die entsprechenden Inputdaten (in diesem Fall die Variable value) liefert.

Sobald der Smart Contract durch eine Transaktion ausgelöst wird, werden die Rechenschritte von der EVM ausgeführt. Das benötigte Gas wird sukzessive vom Parameter gasLimit abgezogen. Ist das gasLimit erreicht, bevor alle Maschinenbefehle ausgeführt sind, wird ein “out of gas” Fehler ausgeworfen. Alle Berechnungen sowie die Änderungen im Speicher des Contract Accounts werden dann zurückgesetzt und die Transaktion verworfen. Der Nutzer muss in diesem Fall dennoch für das verbrauchte Gas bezahlen, da bereits ein Teil der Berechnung auf der EVM stattgefunden hat.

Die Ergebnisse der Berechnungen eines Smart Contracts können in einer Versendung von ETH an Externally-Owned Accounts oder Contract Accounts, in einem Aufruf von weiteren Funktionen in anderen Smart Contracts, in einer Änderung des Speichers des eigenen Contract Accounts oder sogar in der Erstellung neuer Smart Contracts resultieren.

Natürlich ist der oben gezeigte Code kein sonderlich komplexer oder nützlicher Smart Contract, jedoch verdeutlicht er, wie Ethereum genau wie ein Computer programmiert und genutzt werden kann, was unendliche Möglichkeiten eröffnet. Neben Anwendungen auf der eigenen Plattform dienen Ethereums Smart Contracts auch als Grundlage für viele weitere Projekte wie Chainlink, USDC oder Shiba Inu, die alle auf Ethereums Smart Contract Standard namens ERC20 beruhen.

Ethereums Anwendungen

Die meisten Anwendungen von Ethereum lassen sich in drei Kategorien einsortieren: Decentralized Finance (DeFi), Non-Fungible Tokens (NFTs) und Decentralized Autonomous Organizations (DAOs).

Decentralized Finance

Der Begriff DeFi beschreibt eine blockchainbasierte dezentrale Version des “klassischen” Finanzsystems, die ohne zentrale Einrichtungen wie Banken, Börsen, Versicherungen und staatlichen Währungen auskommt. Einige Bereiche bergen großes Potential für Ethereum-basierte Anwendungen:

  • Digitales Geld
    ETH erfüllt alle wichtigen Voraussetzungen, die eine Währung laut der klassischen Geldtheorie haben muss, um die zentralen Geldfunktionen (Zahlungsmittel, Wertmesseinheit und Wertspeicher) ausüben zu können:

    • Fungibilität
      Jeder ETH kann durch einen anderen ETH ausgetauscht werden, sie sind untereinander ununterscheidbar.
    • Haltbarkeit
      ETH können unbegrenzt oft übertragen werden und sind damit unendlich haltbar.
    • Teilbarkeit
      Jeder ETH kann in 10^18 Wei aufgeteilt werden und ist damit deutlich stärker divisibel als Fiat-Währungen wie der Euro oder der Yuan.
    • Portabilität
      ETH existieren nur digital und können innerhalb von Sekunden um die gesamte Welt geschickt werden. Um die eigenen ETH nutzen zu können, ist einzig und allein der 64-stellige private Schlüssel nötig.
    • Knappheit
      Anders als Bitcoin, wovon es nie mehr als 21 Millionen Einheiten geben kann, hat Ethereum keine feste Obergrenze für die Anzahl an ETH, die existieren können. Die Inflationsrate wird jedoch durch ein Gleichgewicht aus Verbrennen und Neuerschaffen von ETH nahe Null gehalten, wobei es vorübergehend sogar deflationäre Phasen geben kann.
  • Versicherungen
    Die Versicherung sowie ein Versicherungsnehmer einigen sich auf Versicherungskonditionen und programmieren diese in einen Smart Contract ein. Mit der Zahlung der Versicherungspolice an den Smart Contract startet der Versicherungsvertrag und wird ab da voll automatisch ausgeführt. Sobald eine Schadensmeldung eintrifft, die den im Smart Contract festgelegten Bedingungen entspricht, wird die Versicherungssumme automatisch ohne weiteres Zutun der Versicherung an die versicherte Partei ausgezahlt. Um auch die Schadensmeldungen dezentral und vertrauenslos zu erhalten, können Blockchain-Orakel wie Chainlink benutzt werden.

    Beispiele für Versicherungen, die bereits auf Ethereum laufen, sind Ernteausfall- und Flugverspätungsversicherungen.

  • Kredite & Bonds
    Ein Pilotprojekt von Goldman Sachs und der Europäischen Investmentbank hat in 2021 erfolgreich die Herausgabe und die Abwicklung von digitalen Anleihen auf der Ethereum Blockchain durchgeführt. Die Kreditgeber haben den Bond digital gezeichnet und mittels eines Stablecoins die Auszahlung an die Europäische Investitionsbank getätigt. Die Zeit für die Abwicklung wurde auf einen Tag reduziert und die Transaktionsgebühren drastisch gesenkt.
    Bei Krediten, die mit Sicherheiten hinterlegt werden, deponiert der Kreditnehmer eine bestimmte Menge ETH oder andere Arten von Token, z.B. NFTs, in einem Smart Contract als Sicherheit und bekommt dann vom Kreditgeber einen Kredit in Form einer anderen Kryptowährung, z.B. Stablecoins, ausgezahlt. Wird der Kredit entsprechend der im Smart Contract festgelegten Regeln inklusive Zinsen zurückgezahlt, erhält der Kreditnehmer seine Sicherheit vollautomatisch zurück. Sollte die Rückzahlung nicht wie vereinbart erfolgen, so bekommt der Kreditgeber die hinterlegte Sicherheit vollautomatisiert ausgezahlt. Dezentralisierte Anbieter wie Aave bieten sowohl die Nutzung des eigenen Kapitals für Kreditvergaben an Nutzer als auch die Kreditaufnahme von Nutzern an.

  • Asset Tokenization
    Als Assets Tokenization wird der Vorgang bezeichnet, bestimmte Anlagen wie Anleihen, Aktien, Unternehmensanteile oder Immobilien mit Hilfe von Smart Contracts auf Ethereum digital abzubilden. Auf Binance sind bereits Tesla Aktien tokenized worden. Dabei wurde ein Token erstellt, der zu 100% mit physischen Aktien hinterlegt ist, womit ein Handel mit Tesla-Aktien auch außerhalb der Öffnungszeiten einer Börse möglich ist. Wirklich spannend wird der Anwendungsfall, wenn via Smart Contracts Stimmrechte digital abgegeben oder Dividenden automatisch ausgezahlt werden können.

    Auch Abseits von Aktien gibt es Projekte die physische Assets digitalisieren möchten. In der Schweiz startete vor einigen Jahren das Projekt Swiss Real Coin auf der Ethereum Blockchain. Der Swiss Real Coin ist mit einem Immobilienportfolio hinterlegt und Besitzer des Token können via Smart Contracts über die Zukunft des Portfolios bestimmen.

  • Glücksspiel
    Glücksspiele und Wetten werden in Form eines Smart Contracts implementiert und die Einsätze der Nutzer in diesem Smart Contract deponiert. Bei der Ausführung des Smart Contracts werden die Gewinner zufällig (z.B. Roulette) oder basierend auf externen Ereignissen (z.B. Sportwetten) ermittelt. Sobald die Gewinner feststehen, werden die jeweiligen Gewinne automatisiert ausbezahlt.

    Glücksspiele in Smart Contracts laufen nachweislich fair nach den transparenten Regeln bzw. Bankvorteilen ab, die im Code festgeschrieben sind. Um externe Ereignisse wie Sportergebnisse mit einzubeziehen, werden Blockchain-Orakel herangezogen.

Non-Fungible Tokens

NFTs sind Datenobjekte, die fälschungssicher in Blockchains wie Ethereum gespeichert werden und eine Art “Echtheitszertifikat” für digitale, immaterielle und auch physische Objekte darstellen. Sie werden als Smart Contract auf der Ethereum-Blockchain implementiert und die Eigentümerschaft eines NFTs ist öffentlich verifizierbar.
Das Besondere an NFTs ist, dass sie einzigartig, nicht fungibel (d.h. austauschbar) und nicht divisibel (d.h. teilbar) sind. Diese Eigenschaften unterscheiden sie fundamental von klassischem Fiat-Geld wie dem Euro, aber auch Kryptowährungen wie ETH.

NFTs erfreuen sich zunehmender Beliebtheit und sind zu großen Teilen in der Ethereum-Blockchain gespeichert. Bis heute wurden allein auf Ethereum NFTs im Wert von über 9 Mrd. US-Dollar verkauft, davon über 95 % allein im Jahr 2021. Coinbase CEO Brian Armstrong sieht für sein Unternehmen sogar größeres Potential in NFTs als in klassischen Coins. Wichtige Bereiche, in denen NFTs bereits genutzt werden oder in Zukunft noch stärker genutzt werden könnten, sind:

  • Kunstwerke und Sammelobjekte
    Mithilfe von NFTs werden digitale Eigentumszertifikate für Kunstwerke oder andere Arten von Sammelobjekten erstellt, die dann über Ethereum verkauft, versendet und immer einem Eigentümer zugeordnet werden können. Beispiele für Dinge, zu denen in der Vergangenheit NFTs erstellt und verkauft wurden, sind Highlight-Videos der US-Basketball-Liga NBA, Jack Dorseys erster Tweet und ein Kunstwerk des Künstlers Beeple, das beim renommierten Auktionshaus Christie’s für einen Rekordpreis von 69 Mio. US-Dollar verkauft wurde.

  • Gaming
    NFTs können auch in Form von “In-Game Items” wie Figuren, Gegenständen oder Hilfsmitteln, die Spieler im Spiel nutzen können, vorkommen. Spiele wie CryptoKitties oder Axie Infinity haben beispielsweise spielbare Figuren, die als NFT in der Ethereum Blockchain leben. Diese sind meistens über eigene Marktplätze handelbar und teilweise sehr teuer. Ein weiteres Beispiel ist das Startup Sorare, das eine Fußballsimulation entwickelt, bei der die Spieler “Sammelkarten” von internationalen Fußballstars in Form von NFTs kaufen und handeln können.

Decentralized Autonomous Organizations

DAOs sind Organisationen, die komplett autonom nach in Smart Contracts definierten Regeln funktionieren und die keines zentralen Managements bedürfen. Die Regeln sind für alle Mitglieder der Organisation transparent und die Beteiligung an Entscheidungen, Prozessschritten o.ä. erfolgt strikt nach den einprogrammierten Regeln. Theoretisch müssen sich die Beteiligten bei DAOs genau wie bei DeFi-Anwendungen nicht einmal kennen oder vertrauen. Auch hier ist der Software-Code “das Gesetz” und verhindert unzulässiges Verhalten. DAOs stecken sicherlich noch in den Kinderschuhen und haben bisher sehr limitierte Anwendungsfelder gefunden. Hinzu kommt, dass die erste große DAO ein Misserfolg war und nach einem Hack zu derartigen Verwerfungen innerhalb der Ethereum-Community führte, dass sich ein Teil der Community mit “Ethereum Classic” abspaltete. Nichtsdestotrotz sehen wir das Potenzial in DAOs, viele der Probleme von klassischen Organisationen wie ineffiziente Entscheidungsfindungsprozesse, mithilfe von Blockchain-Technologie anzugehen.

Langfristig wäre es sogar möglich, sehr große Organisationen wie Regierungen oder globale Hilfsorganisationen als DAO zu realisieren, wobei wir dies in den nächsten 10 Jahren noch nicht erwarten. Aktuelle Beispiele für DAOs sind unter anderem:

  • MakerDAO ist der Herausgeber des Stablecoins Dai, der ohne physische Hinterlegung nur mithilfe von Smart Contracts immer bei einem Preis von genau einem US-Dollar gehalten wird. Dai wird mittlerweile in vielen zentralen und dezentralen Börsen für den Handel mit anderen Kryptowährungen genutzt. Halter des Tokens Maker, ein ERC-20 Token auf der Ethereum Blockchain, können über alle wichtigen Entscheidungen von MakerDAO demokratisch abstimmen.

  • DAO Maker ist die führende Venture Capital DAO und hat über die Plattform DAO Pad bereits erfolgreich für viele Unternehmen Funding eingesammelt. Die gesamte Marktkapitalisierung aller Unternehmen, die ihr Kapital über DAO Maker erhalten haben, hat bis dato (Stand 11.11.2021) 6,8 Mrd. USD erreicht. Bekannte Projekte beinhalten Orion Protocol, Infinity Pad oder EPIK Prime. Nutzer können sich selbst Projekte aussuchen, in die sie investieren möchten und nutzen dabei ihre DAO Maker Token u.a. für Abstimmungen zu Investmententscheidungen.

  • Uniswap, ist eine der größten dezentralen Krypto-Handelsplattformen. Im September 2020 gab Uniswap den UNI Token heraus, mit dem die Community über die Entwicklung und täglichen operativen Entscheidungen von Uniswap abstimmen kann.

In Teil 2 dieses Artikels legen wir unsere Sicht auf die aktuellen Limitierungen, die weitere technologische Entwicklung, den zukünftigen ETH-Preis sowie potenzielle Risiken dar.

Wichtig: Alle Einschätzungen in diesem Artikel sind unsere subjektiven Perspektiven zum Zeitpunkt der Veröffentlichung im November 2021. Es besteht immer das Risiko, dass unsere Einschätzungen nicht zutreffen oder die Faktenlage sich mit der Zeit ändert. Bitte behaltet das immer im Hinterkopf, berücksichtigt die Risiken einer Anlage in Kryptowährungen und beachtet vor Eurer Anlageentscheidung unsere Anlegerhinweise.

Publiziert am

Autor: 10xDNA Research Team

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